Die Solidarität ist gewachsen

Landkreis – Die Corona-Pandemie hat den gesamten Sport komplett lahmgelegt. Seit der Einführung der Ausgangsbeschränkungen und weiterer staatlich verordneter Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie liegt der Sportbetrieb für die rund 110 Vereine im Landkreis und ihre knapp 45 000 Mitglieder sowie für die über 50 Schützenvereine (circa 3500 Mitglieder) auf Eis. Der Starnberger Merkur hat eine Umfrage unter den Vereinen gestartet. Heute beantwortet Roger Himmelstoß, Vorsitzender des TSV Feldafing, unsere Fragen.

Welche Auswirkungen hat die vorübergehende Einstellung des Sportbetriebs für Ihren Verein?

Alle Sportstätten sind derzeit gesperrt. Sportangebote sind untersagt. Die Instandhaltung, Platzpflege, Wartung und Erneuerung bleibt aber dennoch unser Auftrag. Die Kosten dafür und die Mieten und Pachten laufen weiter. Ohne die Nutzung unserer Sportstätten können wir aber kaum Sport anbieten. Das trifft unseren Kern, der gemeinsame Sport leidet darunter. Mannschafts-, Wettkampfsportarten und der Ligabetrieb werden am längsten eingeschränkt bleiben. Jeder, der Corona-Betroffene kennt, Patienten oder Kräfte im Gesundheitswesen, weiß aber, dass die derzeitigen Beschränkungen Sinn ergeben, und die Entwicklung der Infektionszahlen bestätigt das auch: Schon ein Toter ist zu viel.

Gibt es bereits vermehrt Kündigungen von Mitgliedschaften oder aber das Gegenteil: Bekundungen von Mitgliedern, auf jeden Fall auch in Krisenzeiten und darüber hinaus zu bleiben?

Die Solidarität ist trotz Einschränkungen gewachsen. Zu Beginn der Beschränkungen haben wir allen unseren Mitgliedern angeboten, die fälligen Beiträge bei finanzieller Notlage zu stunden. Einige haben unser Angebot in Anspruch genommen. Austritte haben wir bisher Gott sei Dank keine zu verzeichnen. Wir hoffen auf eine schnelle wirtschaftliche Stabilisierung für alle Betroffenen. Den meisten unserer Mitglieder ist bewusst, dass unsere Kosten für die Sportanlagen weiterlaufen, und jetzt im Frühjahr der höchste Instandhaltungsaufwand anfällt. Viele Mitglieder haben derzeit wenig zu tun und zeigen ihre Solidarität: Unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden werden jetzt für den Verein bei der Renovierung unseres Tennis-Clubheims erbracht. Die Organisation eines Corona-sicheren Ablaufs dabei ist eine kleine Herausforderung. Die Spendensumme unserer Mitglieder hat aktuell bis April bereits das Niveau des gesamten Vorjahres erreicht. Spenden und Arbeitsdienste sind ein schönes Zeichen der Akzeptanz und der Solidarität. Das gibt uns Rückhalt und ist Ansporn zugleich.

Welche (finanzielle) Perspektive sehen Sie, wenn ein Verbot des Vereinssports noch über mehrere Wochen ausgeweitet wird? Bis wann sehen Sie Ihren Verein handlungsfähig?

Solange die Mitglieder bei uns bleiben und wir zusammenhalten, sind wir handlungsfähig. Das gilt zu allen Zeiten für alle Vereine. Ganz ohne Sport geht es aber nicht. Wir testen bereits alternative Optionen, um zumindest die Fitness unserer Mitglieder weiter aufrechtzuerhalten und die Gemeinschaft dabei zu stärken. Neben Videosport in Konferenzschaltungen sind Freilufttrainings unser Favorit. Dazu brauchen wir aber Lockerungen, zum Beispiel eine Freigabe der Außen-Sportstätten, gegebenenfalls mit Sicherheitsmaßnahmen wie Abstandsregeln für die Sportler.

Welche Hilfe erwarten Sie von Sportorganisationen, Fachverbänden oder der Politik?

Der BLSV hat Vereinen in Schieflage sofort finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt und die Antragsformulare hinterlegt. Der TSV Feldafing konnte bisher Engpässe vermeiden, hat sich 2019 finanziell weiter stabilisiert und wird das Angebot nicht präventiv in Anspruch nehmen. Dennoch wird dieses Jahr ein finanziell ausgesprochen schwieriges und wirft uns auf dem Weg, eine tragfähige finanzielle Zukunft des Vereins zu gewährleisten, leider zurück. Vielleicht hat die Gemeinde bei den Mieten und Pachtzahlungen Spielräume, um dem Verein entgegenzukommen. Allerdings steht auch die Kommune im Zuge der Krise selbst unter massivem finanziellen Druck. Solidarität und Augenmaß brauchen wir jetzt auf allen Seiten.

Gibt es Initiativen Ihres Vereins in Corona-Zeiten (Einkaufsangebote für ältere Mitmenschen etc.)?

Gemeinsam mit dem Helferkreis für Flüchtlinge beteiligen wir uns an der Fertigung und Verteilung von Alltags-Atemschutzmasken für Feldafinger Bürger, und sobald die Renovierung im Clubhaus abgeschlossen ist, bietet unser neuer Wirt einen Außer-Haus-Verkauf von Speisen aus unserem Clubheim an der Seestraße 30 an.

Quellenangabe: Starnberger Merkur vom 29.04.2020, Seite 32